Verkauf der Provinzial

Brief an die Regionalpolitiker in Dortmund:

als Mitarbeiter der Westfälischen Provinzial wende ich mich an Sie in der Hoffnung auf Verständnis und Hilfe in unserer derzeitigen Situation.

Seit Freitag, dem 30.11.2012, bin ich wie auch meine Mitarbeiterinnen in meiner Geschäftsstelle und meine Kolleginnen und Kollegen der Provinzial verunsichert und bestürzt.

Das mittlerweile bestätigte Angebot der Allianz Versicherung AG zur Übernahme der Provinzial Nord West löst bei uns großes Unverständnis und Betroffenheit aus.


Ich stelle mir die Frage, wie ein gut geführtes Unternehmen das im Jahr 2011  9,7 Millionen Versicherungsverträge betreut, 118,2 Millionen Euro an Neugeschäft erwirtschaftet, 3,04 Milliarden Euro an Beiträgen eingenommen hat und auf der Haben-Seite fast 21 Milliarden Euro an Kapitalanlagen für ein sicheres Polster zurückgelegt hat nun verkauft werden soll.

Wird unsere „gute Arbeit“ nun bestraft?

In den letzten Jahren haben wir trotz Finanzkrise einen erheblichen Gewinn an unsere Eigentümer ausschütten können.

Eigentümer sind der Landschaftsverband Westfalen-Lippe und die Westfälischen Sparkassen mit je 40 Prozent, die Sparkassen in Schleswig-Holstein mit 18 und die ostdeutschen Sparkassen mit 2 Prozent.

Ein Verkauf würde sicher kurzfristig dem Landschaftsverband Westfalen Lippe und den anderen Eigentümern finanziell helfen. Doch langfristig ist die Gewinnausschüttung der Provinzial sicher attraktiver. Oder warum möchte sonst möchte ein rein Gewinnorientiertes Unternehmen wie die Allianz das "Tafelsilber" kaufen.

Die Provinzial ist keine Versicherung wie jede andere:

Als öffentliches Unternehmen ist sie dem Gemeinwohl verpflichtet, engagiert sich hier finanziell sehr stark.

Durch unser Unternehmen werden Schulen, Kindergärten, Vereine, Sport, Kultur und Feuerwehren gefördert und finanziell unterstützt.

Beispiel Feuerwehren:

Seit weit über 100 Jahren sind die Feuerwehren in Deutschland mit ihren öffentlich rechtlichen Versicherungen auf das Engste verbunden. Jährlich wird mit mehrstelligen Millionenbeträgen durch diese Versicherer in der Bundesrepublik die Arbeit der Feuerwehren und hier insbesondere das flächendeckende Netz der Freiwilligen Feuerwehren in Deutschland unterstützt und gefördert.


„Ohne diese Förderungen, die dem Gemeinwohl zu gute kommt, würde in vielen Fällen die Arbeit in den Feuerwehren leiden und damit für die Städte und Gemeinden als Träger der Feuerwehren eine nicht unerhebliche zusätzliche finanzielle Belastung bedeuten“, sagte Hans-Peter Kröger, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV)in einem Interview. Der DFV ist Dachverband von mehr als einer Millionen Feuerwehrmitgliedern in Deutschland.


All das wird es durch den Verkauf in Zukunft nicht mehr geben, denn Ihnen ist sicherlich bewusst, dass dieses Engagement durch ein rein profitorientiertes und am Gemeinwohl nicht interessiertes Unternehmen wie der Allianz Versicherung nicht weiter fortgeführt wird.

Weiterhin bitte ich zu bedenken dass durch einen Verkauf der Provinzial Nord West allein in Westfalen ca. 4.000 Arbeitsplätze aufs Spiel gesetzt werden.

Davon betroffen sind nicht allein die Mitarbeiter in der Direktion, sondern selbstverständlich auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den örtlichen Geschäftsstellen.

Nicht zu vergessen sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der im westfälischen Raum ansässigen
öffentlichen Institutionen, die ohne die Unterstützung der Provinzial womöglich nicht erhalten bleiben können.

Auf Grund dessen möchte ich Sie herzlichst darum bitten, nach bestem Wissen und Gewissen, Ihr Möglichstes zu tun diesen Konzern am Leben zu halten.

Ich denke, dazu sind Sie in Ihrer politischen Position durchaus in der Lage und vielleicht auch ein Stück weit verpflichtet.

Die Mitarbeiter der Provinzial Nord West und ich setzen unser vollstes Vertrauen in Sie!

Einer Stellungnahme, und hoffentlich Unterstützung durch Sie würde ich selbstverständlich sehr begrüßen und wenn Sie es wünschen auch auf meiner Blog Seite veröffentlichen.

Freundliche Grüße


Andreas Piechel
Geschäftsstellenleiter




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